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Britta Röder / xlcoffeequeen (auf Instagram) oder booknerds.de:

Der gut 200 Seite starke Roman „Die Bibliothekarin“ des österreichischen Autors Peter Marius Huemer überrascht als ein klaustrophobisches Kammerspiel von enormer Wucht.

Mit erbarmungsloser Konsequenz entwirft Huemer eine dytopische Realität, in deren Mittelpunkt die namenlos bleibende Hauptfigur steht. Die Handlung ist in einer nicht näher definierten Zukunft angesiedelt. Die Menschen leben unterirdisch, in kleinen Einheiten aufgeteilt, ohne familiäre Strukturen. Die Kinder werden gemeinschaftlich groß gezogen und dann einer lebenslangen Aufgabe zugeführt, die sie – wie im Falle der Protagonistin – in völliger Isolation erledigen.

„…weil ich so eine schöne Handschrift hatte, wurde ich Bibliothekarin. Nein, ich war Bibliothekarin und man hat es erst mit meiner Handschrift herausgefunden. Wie hätte man es vorher auch wissen sollen?“ (Seite 16)

Akribisch schildert Huemer den eintönigen Alltag seiner Protagonistin, die wie eine Biene im Stock, die ihr zugewiesene Pflicht erfüllt: widerspruchslos, automatisiert, allein definiert durch ihre Arbeit, ohne individuelle Bedürfnisse zu benennen. Die Bibliothekarin lebt in einer winzigen Wohnröhre, die direkt an der unendlich groß erscheinenden Bibliothek angeschlossen ist. Alles was sie zum Leben benötigt, erhält sie durch einen kleinen Versorgungskanal. Ihre Kommunikation mit der Außenwelt beschränkt sich auf die Bestellungen, mit denen sie Essen und Toilettenpapier anfordert, wofür sie kurze Nachrichten auf kleine Zettel schreibt, in Röllchen schiebt und per Luftschacht verschickt. Ihre Aufgabe besteht darin, die Bestände der Bibliothek zu listen. Sie weiß weder für wen sie das tut, noch warum, noch, ob es überhaupt jemanden interessiert. Es ist ihr untersagt, die Bücher in ihrer Obhut zu lesen.

Huemer nimmt sich viel Zeit. Ganz langsam entwickelt sich der Sog, der in die Geschichte hineinzieht. Durch Zufall entdeckt die Bibliothekarin in ihrer Umgebung einen versteckten Raum, in dem Lebensmittel und ein Funkgerät gelagert sind. Sie nimmt beides an sich. Ihre Pflichtverletzung bleibt jedoch ohne Folgen. Die engbemessene Welt ist von nun an in ihren Grundfesten erschüttert. Der erste Schritt der Rebellion ist getan.

„Mein Aufstand war absolut wie das Gesetz der Pflicht. Ich verweigerte mich völlig. … Stattdessen legte ich mich zurück ins Bett, um mich zu langweilen. Eine angenehme Langeweile war das im Gegensatz zu der gewöhnlichen Monotonie des Katalogisierens. Aber auch sie war nur schwer zu ertragen. Was blieb mir also übrig als noch ein Gesetz zu missachten? Die Schleusentore waren geöffnet, die See zuletzt doch eingedrungen. Ich las ein Buch.“ (Seite 29)

Dieses Ereignis markiert, wie sie selbst sagt, einen „Anfang des Mitzuteilenden“. Die Bibliothekarin beginnt zu kommunizieren. Zunächst in kleinen unscheinbaren Schritten durch ausgedehntere Grußformeln auf ihren Bestellzetteln.

Schrittweise ermächtigt sie sich der Sprache. Die Bücher helfen ihr dabei. Sie lernt Worte und erschließt sich deren Bedeutung. Ihre Welt und ihr Denken werden komplexer. Ihre Neugier wächst. Sie beginnt ihren Wortschatz zu katalogiesieren, um ihn später auch noch anderen zugänglich zu machen.

„Über die vergangenen Monate habe ich zu schreiben gelernt. Natürlich meine ich damit nicht, Buchstaben zu formen, nicht einen Stift zu halten, sondern Worte, einen Schatz an Worten zu gebrauchen, um eine Geschichte zu erzählen.“ (Seite 22)

Bereits mit den ersten Szenen drängt sich der Vergleich zu Orwells „1984“ und Haushofers „Die Wand“ auf. An Intensität steht Huemers Roman diesen Kultbüchern auch bis zum Ende in Nichts nach.

Wie in „Die Wand“ erhalten auch hier die Leser:innen keine Erklärung für die Umstände, die zu der dargestellten Dystopie geführt haben. Das Gefühl einer latenten Bedrohung wird dadurch unablässig aufrecht erhalten. Trotz aller Abgeschirmtheit ist die Welt der Bibliothekatrin keine sichere Welt. Wie am seidenen Faden hängt ihr Überleben von der unbekannten Aussenwelt und deren erbarmungslosen Gesetzen ab.

Doch anders als in Haushofers Roman, in dem die Hauptfigur ihre Isolation teilweise sogar als eine Idylle erlebt, verleiht Huemer seiner Bibliothekarin eine tiefe Sehnsucht nach Gesellschaft.

„Sprache, die dem Willen gehorcht, die auf die Reise geht und stets ihr Ziel erreicht. Ein Wunder!“(Seite 11)

Durch die Sprache findet die Protagonistin ein Instrument zur Freiheit. Huemer lässt sie als Ich-Erzählerin sprechen. Mit ihrem Erzählen beginnt die Geschichte überhaupt erst eine Form anzunehmen. Es sind die Worte, die ihrem Denken Struktur verleihen. Doch sie erkennt: Das Wort braucht ein „Wiederwort“, eine Antwort, ein lebendiges Echo. Ohne den Austausch von Worten bleibt die Freiheit am Ende unvollständig und das Wunder bleibt aus.

Huemer inszeniert die Verzweiflung der Bibliothekarin auf eine Weise, die beim Lesen schmerzt. Sein Roman ist bis zur letzten Konsequenz unbequem. Er verweigert seinen Leser:innen nicht nur wichtige Erklärungen sondern auch den ersehnten Hoffnungsschimmer. Das Ende, welches der Autor uns und seiner Protagonistin zumutet, ist kaum zu ertragen. Die Geschichte funktioniert wie ein Kreis, der sich am Ende erneut hermetisch abriegelt, um sein letztes Geheimnis zu bewahren.

Doch anders als die Bibliothekarin in der Geschichte findet der Autor durch den Roman einen Weg nach draußen. Das ungelöste Rätsel der erzählten Geschichte wird zur Botschaft, die die Kraft der Sprache beschwört. Der Sprache als etwas, das nur befreit, wenn sie geteilt werden kann.

Coverbild: schlicht, sandfarben, wie übereinanderliegendes Papier, ein kleiner Schmetterling unter Autorenname und Titel

Große Leseempfehlung!

Antonie Magen auf Borromäusverrein.de

Der dritte Roman des österreichischen Schriftstellers Peter Marius Huemer spielt offensichtlich in einer fernen Zukunft und kann mit Fug und Recht als Dystopie bezeichnet werden: In der Welt, die er beschreibt, gibt es kein menschliches Zusammenleben mehr. Einzig den Kindern ist es erlaubt, gemeinsam mit anderen in einem Schlafsaal zu leben und an Unterrichtsstunden teilzunehmen. Haben sie das Alter von 16 Jahren erreicht, werden sie ihrer "Pflicht" zugeführt, für die sie aufgrund persönlicher Eigenschaften ausersehen sind. Dann werden sie mittels einer Schleuse in Abteilungen verfrachtet, in denen sie fortan völlig alleine sind. Die Ich-Erzählerin, die über eine schöne Handschrift verfügt, landet auf diese Weise in der Bibliothek. Ihre Pflicht besteht darin, Tag für Tag Bücher aus einer unendlich anmutenden Büchersammlung zu verzeichnen, sie aber nicht zu lesen. Dass diese Tätigkeit tatsächlich so sinnlos ist, wie sie den Leser*innen erscheint, wird spätestens dann klar, als die Bibliothekarin sie immer weiter vernachlässigt, aber selbst die befürchtete Bestrafung für diese Pflichtvergessenheit ausbleibt. - Huemers Roman lebt in erster Linie von der Atmosphäre hermetischer Räumlichkeiten und sinnloser Tätigkeiten und ist für alle Leser*innen geeignet, die eine Mischung aus Science-Fiction und Schreckensszenario, aber auch parabelhaftes Erzählen im Stil Kafkas schätzen.

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DIE BIBLIOTHEKARIN

In einer Welt ohne freien Himmel, einer Welt strenger Segmentierung dominiert lediglich die Pflicht. Sprache ist auf das Nötigste reduziert, das Lernen zielgerichtet und der Alltag streng geregelt. Zwischenmenschliche Kontakte gibt es nicht und Kommunikation beschränkt sich auf ein Rohrpostsystem. Die Bibliothekarin lebt in Abteilung F-23 und ihre Pflicht besteht darin, die literarischen Werke der Vergangenheit, das kulturelle Erbe einer anderen Zeit zu katalogisieren. Lesen darf sie die Werke nicht – das liegt nicht im Rahmen ihrer Pflicht und was nicht der Pflichterfüllung oder dem Überleben dient, ist verboten. Sie hat sich mit ihrem Dasein abgefunden, kennt nichts anderes, bis sie in den Sog der Sprache gerät, in den Sog von Menschlichkeit, Kommunikation und Nähe.

 

Pressestimmen:

Auf anderen Seiten (aufanderenseiten.wordpress.com. oder auf Instragram):

Sie steht morgens um 8 auf, setzt sich an ihren Schreibtisch, der Greifarm legt ein Buch vor ihr ab, aus den unendlichen Reihen von Regalen. Sie katalogisiert es und heftet das Blatt in einen Ordner ab. Wenn dieser voll ist, stellt sie ihn in die Schleuse zum Archiv. Das ist die Pflicht der Bibliothekarin von F-23. Ihre Verpflegung erhält sie durch ein Rohr. Sie redet mit keinem Menschen, seit sie hierherkam. Doch dann beginnt sie zu lesen und eine ganze Welt erschließt sich ihr, immer mehr Begriffe ergeben Sinn. Als sie in einem verborgenen Raum ein Funkgerät entdeckt, beginnt sie, anderen vorzulesen und es entspinnt sich ein Dialog, als ihre Hörer*innen. Auch über das Funkgerät kommuniziert sie mit H-43.
Doch wie lange kann es gut gehen, wenn sie in dem starren System, in dem sie existiert, ihre Pflicht derart vernachlässigt? Kann sie überleben, wenn sie sich weigert, das zu tun, was ihre Aufgabe ist?

"Die Bibliothekarin" von Peter Marius Huemer hat mich fasziniert, gerade durch die vielen Leerstellen, die es lässt. Es geht hier um eine stille Revolution, um das Auflehnen gegen ein unmenschliches System, mit den wenigen Mitteln, die der Protagonistin zur Verfügung stehen. Mir hat die Dystopie unglaublich gefallen, die Huemer in seinem kurzen Roman geschaffen hat. Als bookstagrammer konnte ich mich auch sehr mit den Gesprächen über Bücher identifizieren und fand es spannend mitzuerleben, wie sich der Bibliothekarin und auch den Menschen, denen sie vorliest, neue Welten erschließen. Ich möchte hier nicht zu viel über den Inhalt verraten, kann es aber sehr empfehlen.

buchlesenliebe - Coco buchblog ( auf Instagram):

„Die Pflicht, die große Aufgabe der Bibliothekare, war nicht auf ein Menschenleben beschränkt“ (S.55).

Inmitten dieser scheinbar unendlichen Fülle von Büchern, überkommt mich gelegentlich eine leichte Panik - in der Gewissheit, dass ich in diesem Leben wohl niemals all die Bücher werde lesen kann, die ich gern lesen würde - und realistisch betrachtet - wahrscheinlich auch nicht einmal jene, die bereits ein Zuhause bei mir gefunden haben.
Doch im Gegensatz zu mir begegnet die namenlose Bibliothekarin in diesem Kontext ihrer wahrlich anspruchsvollen Lebensaufgabe bzw. ihrer PFLICHT geradezu gelassen, zu der sie im Alter von 15 Jahren in Abteilung G-12 ausgewählt wurde.

In dieser Abteilung wurde sie geboren, erzogen und unterrichtet. Nun, mit 35 Jahren, verweilt sie seit mehr als der Hälfte ihres Lebens in Abteilung F-23, an einem unbekannten Ort und zu einer unbekannten Zeit - ohne Kontakt zur Außenwelt, ohne jegliche zwischenmenschliche Beziehungen und Kommunikation. Die unheimliche Stille wird lediglich von ihrem eigenen Atem, dem Rauschen des Rohrpostsystems sowie ab und an von Besuchen durch Insekten durchbrochen.
Eingebettet zwischen zahllosen Regalen, ihrem Schreibtisch und Bett, verbringt sie ihre Tage mit der mühsamen Katalogisierung der Millionen von Büchern, die sie umgeben. Das ist ihre Pflicht - eine monoton-routinierte Aufgabe von 8 Uhr morgens bis 20 Uhr abends. Lediglich um 13 Uhr darf sie eine halbe Stunde Pause machen und etwas essen. Zusätzlich ist ihr das Lesen der Bücher in diesem streng reglementierten System untersagt.

Doch eines Tages beschließt sie, ihren eigenen Weg der Emanzipation, des Widerstands und der Rebellion gegen ihre Pflichten und die Einsamkeit zu gehen. Sie erlernt das Lesen, entschlüsselt ambitioniert und mit viel Durchhaltevermögen die vielen unbekannten Wörter und ihre expliziten sowie impliziten Bedeutungen, legt sich ein Wörterbuch an. Als sie ein altes Funkgerät entdeckt, beginnt sie außerdem den Menschen in den anderen Abteilungen vorzulesen und moderiert eine Art anonymen Lesekreis.

Dabei erhält sie Unterstützung von meiner Lieblingsfigur aus Abteilung H-43, der ihr über das Rohrsystem die Briefe ihrer Hörer*innen zukommen lässt. Kann die Bibliothekarin ausbrechen aus dem inhumanen System der Überwachung und Beschränkung? Oder wird sie doch eines Tages für die Vernachlässigung ihrer Pflicht und das Aufbegehren gegen das System bestraft?

📌“Die Bibliothekarin" ist ein wundervoll sprachlich versierter dystopischer Roman, der sich sicherlich nicht einfach weglesen lässt, sondern Zeit zum Nachsinnen, Innehalten und Verstehen erfordert. Aufgrund seiner partiellen Leerstellen wirft er hin und wieder Fragen und zahlreiche Interpretationsebenen auf - ich war daher unglaublich froh, dass ich ihn gemeinsam mit Tasha @auf.anderen.seiten lesen und besprechen konnte. Zusätzlich gleicht "Die Bibliothekarin" im übertragenen Sinne einer Art literarischen Ethnographie, in der Peter Marius Huemer gewisse Dynamiken und Themen innerhalb der Bookstagram-Community oder vergleichbarer Foren
aufgreift und literarisch verarbeitet. Dies verleiht dem Roman ein hohes Identifikationspotenzial und lädt wahrhaftig zum Schmunzeln ein.
"Die Bibliothekarin" ist eine lesenswerte literarische Ode - eine Ode an die Liebe zum Lesen, zur Sprache und an den wichtigen Beruf der Bibliothekare. Eine große Empfehlung für diesen leider noch etwas unbekannten Roman, dem ich wirklich mehr Leser*innen wünsche!

Tausendlexi (www.tausendléxi.de oder auf Instagram):


In einer Welt ohne freien Himmel, einer Welt strenger Segmentierung dominiert lediglich die Pflicht. Sprache ist auf das Nötigste reduziert, das Lernen zielgerichtet und der Alltag streng geregelt. Zwischenmenschliche Kontakte gibt es nicht und Kommunikation beschränkt sich auf ein Rohrpostsystem. Die Bibliothekarin lebt in Abteilung F-23 und ihre Pflicht besteht darin, die literarischen Werke der Vergangenheit, das kulturelle Erbe einer anderen Zeit zu katalogisieren. Lesen darf sie die Werke nicht – das liegt nicht im Rahmen ihrer Pflicht und was nicht der Pflichterfüllung oder dem Überleben dient, ist verboten. Sie hat sich mit ihrem Dasein abgefunden, kennt nichts anderes, bis sie in den Sog der Sprache gerät, in den Sog von Menschlichkeit, Kommunikation und Nähe. – so der Klappentext.

Nach über zwanzig Jahren ihrer Tätigkeit und ihres tristen Daseins überschreitet die Bibliothekarin, ganz unverhofft die imaginäre Grenze. Sie beginnt ein Buch zu lesen. Viele Wörter sind ihr zwar bekannt, doch weiß sie nicht, was sie bedeuten. Akribisch sucht sie nach Erklärungen und beginnt somit ein Wörterbuch für sich selbst herzustellen. Sie ist sich durchaus bewusst, dass sie sich in Gefahr begibt, denn ihre Pflichterfüllung gerät in eine massive Schieflage. Welche Sanktionen hat sie zu befürchten? Das weiß sie nicht, da sie keinen Kontakt zu anderen Menschen hat, die eventuell ihr eine Auskunft geben könnten.

Sie findet ein Funkgerät und vermag es nach einigen Versuchen zu betätigen. Dies ist der Beginn in eine ganz neue Welt, denn die Bibliothekarin möchte kommunizieren. Nach einem verhaltenen Start ertönt plötzlich eine Antwort. Mit neuem Mut wagt sie sich einen Schritt weiter und sie beginnt über das Mikrofon ein Buch nach dem anderen vorzulesen. Alsbald hat sie eine große Schar an Hörerschaft. Doch diese Art von Freiheit bleibt nicht von langer Dauer.

„Ich habe seit Jahren keine Stimme mehr gehört.” Eine Träne löste sich aus meinem Augenwinkel und in meinem Hals verengten sich die Muskeln. Einen Moment blieb mir die Luft weg und als H-43 zu schluchzen begann, gab es auch für mich kein Halten mehr. Wir weinten abwechselnd in unsere Mikrofone…
Seite 138

Die > Bibliothekarin < ist ein wahrer Pageturner. Von Beginn des Romans bis hin zur letzten Seite las ich dieses Buch voller Spannung und Faszination. Peter Marius Huemer ist eine intelligente, futuristische Story gelungen, die seinesgleichen sucht. Diese monotone Pflichterfüllung, die Grenzüberschreitungen im Glück sowohl auch in der Angst, sind authentisch und fesselnd dargestellt. Ein Aufstand gegen die vorherrschende Sprachlosigkeit brillant in Szene gesetzt! Bravo!

Buchhandlung Lehmanns Marburg (auf Instagram):

Allein unter Büchern - was für so manchen Bücherwurm sehr faszinierend klingt, ist für die Bibliothekarin seit 20 Jahren Alltag. Sie lebt in der Abteilung F-23. Einen Namen hat sie nicht, allein ihre Berufsbezeichnung personalisiert sie. Mit 15 Jahren wurde sie zur Bibliothekarin ausgewählt, allein aufgrund ihrer schönen Handschrift. Seitdem ist es ihre Pflicht, die in der gigantischen Bibliothek gelagerten Bücher zu katalogisieren. Lesen darf sie allerdings nicht, das liegt nicht im Rahmen ihrer Pflicht. Es gibt keinen Kontakt zu anderen Menschen, die "Kommunikation" läuft über ein Rohrpostsystem und beschränkt sich auf das Existentielle - Nahrung, Wasser, Toilettenpapier. Nur sehr selten verirrt sich ein Lebewesen in die Bibliothek, ein Falter, eine Ameise, Fliegen. Das Leben verläuft in genau getakteten Bahnen, ohne Möglichkeit, etwas anderes als ihre Pflicht zu tun. Doch eines Tages passiert es - die Bibliothekarin liest fast unabsichtlich eines der Bücher und gerät schnell in den Sog der Wörter, die sie zwar meistens kennt, deren Bedeutung sie aber erst verstehen lernen muss. Buch für Buch befreit sie sich aus ihrer Isolation, mit Hilfe eines alten Funkgerätes erfährt sie auch erstmals, was Kommunikation bedeutet.
"Die Bibliothekarin" von Peter Marius Huemer ist ein futuristischer, dystopischer Roman, der gekonnt von der Monotonie der Pflichterfüllung, der Angst, aber auch vom Glück in der Grenzüberschreitung erzählt. Der Aufstand gegen die verordnete Isolation und Sprachlosigkeit ist ebenso spannend wie intelligent in Szene gesetzt.
Ein ungewöhnliches Buch!!